Open Space „Kultur und ökonomische Perspektive: Wie wir unser Kapital nützen können? 27. November 2011

Gesprächsgruppe “Interessenvertretung für PraktikantInnen”

Ausgangspunkt:

Der Ausgangspunkt für die Einladung zu dieser Gruppe war die Empörung von Helga Köcher über die Situation der PraktikantInnen im Kunst- und Kulturbereich. Mit öffentlichen Geldern gut und teuer ausgebildete junge Menschen finden keine Möglichkeit bezahlter Arbeit. Die verschiedensten Kunst- und Kulturinstitutionen – Galerien, Vereine, Museen – deren Budgets immer knapper werden, füllen ihre MitarbeiterInnen nicht nur mit Studierenden sondern zunehmend auch mit AbsolventInnen auf, in dem sie geringfügig oder überhaupt unbezahlte Praktikumsplätze ausschreiben. Und die jungen AkademikerInnen, die unter Druck sind, bieten in der Hoffnung, dass aus diesen Praktika Anstellungen werden könnten, häufig selbst ihre Arbeitszeit kostenlos an.

Tatsächlich wird jedoch sehr selten aus einem solchen „Praktikum“ ein wirklicher Job. Auch richtige Einschulungen in komplexere Arbeitsbereiche sind selten. Und rechtlich ist diese Grauzone, die hier entstanden ist, höchst problematisch. Es sind nur ganz bestimmte Ausbildungen – z.B. Pflegeberufe – in denen ein Praktikum zum Curriculum gehört. Für den Kulturbereich trifft das nicht zu.

Diese „Praktika“ sind klassische Umgehungsverträge. Die Argumentation, dass in einem solchen „Praktikum“ viel gelernt wird, geht ins Leere, weil das ja in der Anfangsphase jedes Jobs so ist, und trotzdem Arbeitkraft und Arbeitszeit eingesetzt wird.

Darüber hinaus hat diese Unsitte auch die Folge, dass Arbeit im künstlerischen und kulturellen Bereich bei allen Beteiligten an Wertschätzung verliert. Auch können sich nur junge Leute leisten, monatelang kostenlos zu arbeiten, wenn sie von ihren Eltern unterstützt werden.

Ergebnisse:


Helga Köcher hatte deshalb vor, mit Interessensvertretungen von Kunst- und Kulturschaffenden ein Bündnis zu initiieren, das eine Interessensvertretung für PraktikantInnen in die Wege leitet und hatte deshalb sehr viele IGs und Vereine eingeladen. Da diese jedoch nicht kamen, konnte in der kleinen Gesprächsgruppe nur die Situation besprochen werden. Von Mark Petz kam die Anregung, dass es europäische Plattformen gäbe. Helga Köcher fasste deshalb den Plan, im EU-Bereich zu ventilieren.

Nachtrag:

Am 29.11. fand ein anderer, vom Kulturrat veranstalteter Open Space in der Akademie der Bildenden Künste zu „10 Jahre Künstlersozialversicherungsgesetz“ statt. In diesem kleinen Open Space ergab sich mit Daniela Koweindl / IG-Bildenden Kunst und Kulturrat, ein sehr produktives Gespräch zum Thema PraktikantInnen.

Daniela Koweindl warnte davor, eine offizielle institutionelle Interessensvertretung für einen Status von Kulturschaffenden anzupeilen, der ja rechtlich problematisch bis unzulässig sei. Das käme der Anerkennung einer Situation gleich, die nicht zu akzeptieren ist.

Sinnvoll dagegen und sehr wichtig sah sie die Bildung einer Bottom Up-Interessensvertretung der Betroffenen zum Erfahrungsaustausch. Von einem solchen Netzwerk könnte dann Druck ausgehen zu einer Änderung dieser Situation. Andocken könnte eine solche Gruppe bei der schon bestehenden Plattform „Generation Praktikum“.

Nächste Schritte:

Helga Köcher ist froh über diese Klärung. Sie hat mit der Plattform „Generation Praktikum“ schon Kontakt aufgenommen und wird sich mit ihr Mitte Dezember treffen und über die eop-Homepage weitere Entwicklungen kommunizieren.

Einladende: Helga Köcher helga.koecher@chello.at

Weitere Teilnehmer:
Markus Petz, Rüdiger Seidel