ilse chlan 7 Thesen zur Kunst

Was ist Kunst?  

  1. Kunst ist was Künstlerinnen machen.
Wer ist eine Künstlerin? – Jemand die Kunst macht. Künstlerin sein ist aber auch eine Haltung. Darum ist Kunst nicht nur das, „was ein Künstler in seinem Atelier macht“ (Bruce Nauman), sondern was die Künstlerin überhaupt macht.
  1. Kunst ist ein öffentlicher Raum.
Mit dem, was Künstlerinnen machen, erzeugen sie einen öffentlichen Raum. Sie erzeugen und brauchen und gebrauchen den öffentlichen Raum für das, was sie machen. In diesem Sinn ist Kunst immer politisch, auch wenn es sich nicht um „politische Kunst“ handelt.

Alle Versuche, Kunst und Künstlerinnen abzuschirmen, den öffentlichen Raum abzugrenzen, den Zugang zu reglementieren sind gegen die Kunst, die Freiheit der Kunst und gegen die demokratische Öffentlichkeit gerichtet. Da Kunst ein öffentlicher Raum ist, ist sie niemals exklusiv und schließt niemanden aus.

Da Kunst ein öffentlicher Raum ist, ist Kunst niemals Luxus. Luxusobjekte sind nicht Kunst.  Kunst ist ein Grundbedürfnis wie Luft, Wasser, Nahrung. Kunst ist ein Lebens-Mittel.

Wer meint, dass hochpreisige Kunstwerke gleich wertvolle Kunstwerke sind, täuscht sich. Geldbeträge sind zwar praktische Hilfsmittel, um Objekte zu vergleichen, aber sie sagen nichts über den Wert eines Kunstwerks aus. Der (Geld)-Wert eines Kunstwerks ist für die Kunst irrelevant.

  1. Kunst ist nicht Kultur.
Kunst ist kein Teil der Kultur. Kunst ist gegen die herrschende Kultur. Kunst ist widerständig gegen den herrschenden Kanon.
  1. Kunst widersetzt sich der Kunstindustrie.
Kunst-Machen ist eine Verneinung der Kunst-Industrie. Der Prozess des Kunst-Machens beginnt dort, wo etwas fehlt, aus einem Mangel heraus, einem Ungenügen, einer Differenz, aus einer Unzufriedenheit mit dem Bestehenden.
  1. Kunst widersetzt sich dem Selbstverständlichen, das immer nur ein scheinbar Selbstverständliches sein kann.
Kunst unterbricht die scheinbar selbstverständlichen Prozesse. Kunst beantwortet keine Fragen, wirft aber ständig neue Fragen auf.

Eine Tür wird geöffnet, dahinter öffnen sich weitere Türen, hinter denen sich weitere Türen öffnen usw.

  1. Kunst widersetzt sich dem Diktat.
Das heißt auch, Kunst widersetzt sich dem Geschäft, ihrer Instrumentalisierung, Funktionalisierung.

Kunst widersetzt sich den von außen, der Politik, der Gesellschaft, der Wirtschaft aufgezwungenen Imperativen: zum Beispiel dem der Quote.

Die Quote ist ein der Kunst von außen aufoktroyiertes Prinzip, das nichts mit Kunst zu tun hat.

Kunst ist nicht die Marketingabteilung für Tourismus und keine Umwegrentabilitätsmaschine. Kunst und Kunsttourismus sind ganz unterschiedliche und getrennte Systeme.

  1. Kunst widersetzt sich der Planbarkeit und Standardisierung.
Kunst widersetzt sich der Kunstverwaltung. Verwaltete Kunst ist domestizierte Kunst. Domestiziert heißt entschärft, gezähmt.

Wirtschaft und Verwaltung haben die Kunst kolonisiert. Sie haben den einst öffentlichen Raum der Kunst besiedelt, in diesem Raum Infrastrukturen angelegt oder die schon vorher vorhandenen Strukturen (z.B. Museen) ausgebaut. Sie verwalten und vermarkten die Ressourcen (Menschen, Kapital, Waren, Objekte, Ideen).

In vierzig Jahren wird man vielleicht wissen, was heute Kunst gewesen ist. Heute wissen wir (vielleicht), was vor 40 Jahren Kunst gewesen ist.

In meinen Thesen zur Kunst verwende ich aus Gründen der besseren Verständlichkeit das Femininum „Künstlerinnen“. Künstler sind selbstverständlich mitgemeint!

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eyes on – Monat der Fotografie Wien http://www.eyes-on.at/cms/

THE GREAT ESCAPE – Twenty four artists from nine countries participated in the collaborative process of THE GREAT ESCAPE: Ilknur Alparslan (TR), Balász, Beöthy (H), Eva Brunner-Szabo (A), Alessandra Capodacqua (I), Ilse Chlan (A), Aleksandar Dimitrijevic (RS), eSeL/ Lorenz Seidler (A), Viola Fáthyiol (H), Birgit Graschopf (A), Barbara Höller (A), Per Hüttner (S), Brigitte Konyen (A), Raoul Krischanitz (A), Zbigniew Kosc (NL/P), Karin Mack (A), Michael Michlmayr (A), Tuba Oguzalp (TR), Klaus Pamminger (A), Chloe Potter (USA/A), Willy Puchner (A), Christian Rupp (A), Akelei Sell (A), Elisabeth Völpel (P/D), Elisabeth Wörndl (A).

Konzept und Kuratierung: Ilse Chlan und Brigitte Konyen.

Eröffnung: 4.11.2010, 19 Uhr.

Künstlerhaus, Karlsplatz 5, 1010 Wien, k/haus Galerie. http://www.k-haus.at/

ARTmART 2010, November 16th – 21th, 2010. Künstlerhaus, Karlsplatz 5, 1010 Wien. http://artmart.at/program/

Premio Internacional de Grabado Carmen Arozena, Espacio Canarias de Creación y Cultura, Calle Alcalá 91, Madrid. 14.10. – 8.11. 2010

Raúl Gómez Valverde, Eva Santín, Vanessa Gallardo, Helena Losada, Raúl Díaz Reyes, Michael Barnes, Sylvie Abélamet, Delia de Melo, Haladaj Wieslaw, Ana Erman, Blanca Saccomano, David Ortega, Begoña Robles, Javier Aranguren, Erik Kirksaether, Carmelo Rubio, Laura Lío, Marina Anaya, Gloria Ceballos, Tomás Pariente, Sebastián Camacho, Ana Cambeiro, Ignacio Dávila, Francisco López, Moisés Yagúes, Héctor Francesh, Luciana Ortega, Johanna Klement, Phil Wilkinson, Ilse Chlan. http://www.britaprinzarte.com

ingráfica 10 – Festival International de Grabado Contemporáneo. Cuenca/ Spanien. November 2010 http://www.ingrafica.org/