aNOther Festival I

11. – 14. November 2010
Musik, Performance, Musiktheater, Lesung, Video, Kunst

Palais Kabelwerk
Oswaldgasse 35A, 1120 Wien
U6 -Tscherttegasse

Donnerstag, 11. November 2010

20:00 Alexander J. Eberhard & Flowstatic e-viola, electronic devices, live visuals

Freitag, 12. November 2010

18:00 Garnison7: BETA_TEST Reiner&Leitner: voice&electr. feat. T.Wilhelm
19:10 Sonnamble & Gavin Owens Film “SEHNSUCHT”
19:20 Jessica Huijnen / Pia Greven Buchpräsentation: “10 Stückchen mit Bildern”
20:00 ]off scene[…[obscene – Thomas Wagensommerer:] Experimentelles Musiktheater: ikultur.com
22:00 nifty’s Folk, Klezmer, Jazz, Experimental

Thomas Wagensommerer, Stills aus dem Video “spiegel”


Samstag, 13. November 2010

18:00 Paul Brettschuh Lesung Sonnamble & Gavin Owens Film “SEHNSUCHT”
18:40 SURE Hui Ye, Veronika Mayer electronic improvisation
20:00 Wind um Neue Musik. Prämierte Filmspots der IGNM
20:15 Strom-Musik. Konzertreihe der IGNM, avantgarde electronics
Elektronische Kompositionen von/mit W.Satke, Se-Lien Chuan, A.Weixler, Ayako Michlmayr, Ming Wang
22:00 Parkwächter Harlekin Hip Hop / Experimental / Melodramatischer Pop
22:30 das trojanische Pferd. Alternative / Lyrik / Folk Rock

Sonntag, 14. November 2010

11:00 TOUCHING II Veronika Simor, Cordula Bösze, Johannes Kretz, electronic impro.
12:00 Next Generation Schlusskonzert des Kinderworkshops
13:00 trio.erno.rubik E.Rubik pno., L.Williams sax., B.Bolcsó electr.

Festival-Konzept:
Wei-Ya Lin, Johannes Kretz, Erich Sperger

Mit einem jungen und unkonventionellen Festival bietet das Palais Kabelwerk in Kooperation mit ikultur.com und der IGNM genre- und stilübergreifend Raum für die Verbindung neuer Ausdrucksformen. Elektronische Musik, multimediales Musiktheater, Klanginstallationen, Video-Projektionen und Performances ungewöhnlicher Bands und Musikformationen jenseits von Mainstream verbinden sich zu einem kreativen Kontinuum der Spielfreude.

Eröffnet wird aNOther festival am Donnerstag mit einer intensiven Verbindung von Musik und Visuals: Eberhard & Flowstatic machen “Sounddesign im Film”. Alte analoge Techniken, kalte, saubere Laptopkunst und Click&Cuts von Alexander J. Eberhard (Wiener Elektroniker, Komponist und Instrumentalist) gehen mit der Videokunst von Flowstatic (aka Philipp Kerber, Wiener Filmemacher und Videokünstler) eine spannende Symbiose ein.

Den Freitag eröffnet BETA_TEST von Garnison7, die vokale Ausdrucksformen geschickt mit elektronischen Mitteln kombinieren. Nach dem atmophärischen Ambient-Kunstfilm von Sonnamble und Gavin Owens und der Buchpräsentation mit kurzer Lesung von Jessica
Huijnen folgt dann das Hauptereignis des Tages: ] obszön [ … [ off scene ] …ein interkulturelles Projekt von “ikultur”, einer interkulturellen Künstlergruppe mit Sitz in Wien, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, auf authentische Weise die künstlerische Durchdringung der Kulturen zu fördern. In ihrem aktuellen Musiktheaterprojekt stellen sich die Musiker/Performer die Frage, was geschieht, wenn Musiker nicht nur hochqualifizierte Ausführungsgehilfen von Musik sein wollen, sondern Persönlichkeiten, die alltägliche Rollen spielen, sich selbst darstellen, ihr Wesen, ihre Lebensgeschichten in theatralischen Figuren zum Ausdruck bringen? Die ursprüngliche Bedeutung von “obszön” ist ob scena, ein Ausdruck der Theatersprache für das, was man hinter der Bühne darstellt, weil es zu persönlich, zu intim, zu angreifend… wäre, es auf der Bühne zu zeigen. Zwölf junge Künstler haben sich in einem ungewöhnlichen mehrjährigen Arbeitsprozess zusammengetan, bei dem es keine Hierarchien gibt und jeder gleichzeitig am Konzept genauso wie an der Umsetzung und Ausführung beteiligt ist. Dadurch wurden die Grenzen zwischen Autorschaft und Realisierung durch einen interaktiven, lebendigen Diskussionsprozess ersetzt. Aus der Beschäftigung mit den archetypischen Mustern, die vielen Geschichten der Menschheit zugrunde liegen, entwickelte sich innerhalb des Diskussionsprozesses die Beschäftigung mit den “Monstern” der täglichen Erfahrungswelt, den inneren Lebens- und Existenzängsten, den Unsicherheiten und persönlichen Bedrohungen. Die von den Mitwirkenden zusammengetragenen Geschichten sind alle wahr, persönlich, autobiographisch, authentisch. Die Verallgemeinerung dieser persönlichen Erfahrungen, die Personifizierung der Monster in eine gemeinsame theatralische Allegorie im Wechselspiel von Musik, Drama, Video, Installation, Performance verschmelzen zu lassen, entwickelte sich zum Grundkonzept von ]obszön[. Wie überwinden wir die scheinbar unüberwindlichen Widersacher? Können oder müssen wir sie überwinden? Wer oder was sind überhaupt unsere Monster? Den Ausklang des Programms am Freitag bestreitet dann die unglaubliche Band “nifty’s”, die auf experimentelle Weise aus Klezmer, Folk und Jazz ihren unverwechselbar mitreissenden Musikstil entwickelt hat.

Der Samstag beginnt mit einer Lesung von Paul Brettschuh: Sein Buch “Ugo und Aga” ist nicht nur Schelmenstück, sondern fasziniert auch durch eine Dosis Sarkasmus und Zielsicherheit. Das Elektronikduo SURE mit Veronika Mayer und Hui Ye trifft sich zwischen Elektro und Akustik, und das im wahrsten Sinne des Wortes: inmitten von Digitalkunst und resonierenden Objekten elektrisieren zwei Musikerinnen mit Plattenteller, Feedback, Laptop, Holz, Blumentöpfen und dergleichen mehr. Fragil bis dröhnend lautet die Devise, dabei bleibt SURE immer nuanciert und subtil geerdet. Be Sure U R Electrified! Nach der Präsentation preisgekrönter Werbespots für Neue Musik meldet sich jene Gesellschaft zu Wort, die gewissermaßen den Meilenstein der Neuen Musik in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts gelegt hat, die IGNM Österreich. Mit einem Konzert der erfolgreichen Konzertreihe STROM-MUSIK zeigt die IGNM, auf wie unterschiedliche Weise Elektronik die Ausdrucksmöglichkeiten der Neuen Musik bereichern kann und gibt so dem “Unerhörten” konsequent Raum und Aufmerksamkeit. Zwei ungewöhliche Band-Formationen sorgen wieder für den Ausklang des Festivaltages: “parkwächter harlekin” widmet sich dem kühnen Unterfangen, Hiphop mit hohem künstlerischen Anspruch zu realisieren. Gewagte Wortakrobatik sprengt den rahmen, der bisher Hiphop umrissen hat um ein Vielfaches. Nicht weniger eigensinnig sind die “Beats”, die von der vertrackten Klang-Collage bis zum Indie-Discohit reichen. Danach wird “das trojanische pferd” Lieder “wie Watschen” austeilen. Im Spannungsfeld zwischen Chanson, Punkrock und Kammermusik entstehen schroffe Schönheiten und charmante Hau-drauf-balladen mit manchmal ungewohnt pedantischem Versmaß, eine durch und durch zwingende Kombiantion aus Dichtung und “Popmusik” im besten Sinne.

Das Festival findet dann am Sonntag einen weiteren Höhepunkt in einer Art von dreifachem Frühschoppen: Zunächst werden Veronika Simor, Cordula Bösze und Johannes Kretz mit TOUCHING II sich auf eine intensive, magisch betörende Reise in unaussprechliche Klang- und Bilderwelten begeben. Raum und Zeit fallen in eins, die Zeit wird durch Objekte, also Klänge getragen, und somit das Atmen der Musik bestimmt. Danach werden die Ergebnisses eines mehrtägigen Kinderworkshops für Klangkunst mit und ohne Elektronik präsentiert, wo Kinder und Jungendliche unter der Leitung von Matthias Kranebitter, Judit Varga, Samu Gryllus und Ernö Rubik Erfahrungen mit Soundpainting, Computer-Musizieren, Instrumentenbasteln, Beatboxing und der Kreativ-Kodaly-Methode machen konnten. Die zukünftigen Hörer und vielleicht auch die zukünftigen Künstler der nächsten Generation werden so spielerisch in die kreative Welt von Klang und Performance eingeführt. Anschließend/ abschließend zeigt das Trio “trio.erno.rubik” auf unterhaltsame Art, wie aus Geräuschen packende rhytmische Patterns entfaltet werden.

Weitere infos unter:
http://bit.ly/anotherfestival
http://www.ikultur.com
http://www.ignm.at