Neue Musik – heute?

Symposium zur aktuellen Situation der Neuen Musik

Di., 23. bis Fr., 26. Oktober 2012

Die Neue Musik ist heute weitgehend etabliert, stellt aber nach wie vor ein schmales Segment des Musikmarktes bzw. der Medienöffentlichkeit dar. Der auch heute noch spürbare elitäre Anspruch der Neuen Musik steht immer mehr im Widerspruch zu aktuellen Tendenzen künstlerischen Agierens. Lässt sich der Begriff der Neuen Musik heute überhaupt noch aufrecht erhalten? Was macht jeweils neue Musik spannungsvoll, was steckt hinter dem Anspruch der KünstlerInnen, immer wieder Neues schaffen zu wollen? Es gilt, die zeitgenössische Kunstmusik im Kontext des heutigen Wertewandels und der technischen, medialen und gesellschaftlichen Veränderungen neu zu begreifen und in Hinblick auf Grenzziehungen etwa zwischen Genres und sozialen Gruppierungen, aber auch bezüglich problematischer Entwicklungen wie die unserer Hör- bzw. Musikkonsumgewohnheiten, alte Kategorien und Denkgebäude zu hinterfragen und gegebenenfalls neu zu bewerten.

Dienstag, 23. Oktober 2012
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Franz Liszt-Saal
Lothringerstraße 18, 1030 Wien

10.00 -13.00 Uhr Was ist neu in der Neuen Musik seit 1980? Neue Medien und neues Musikschaffen.

Digitalisierung, neue Technologien und Medien, mp3, Internet, Web 2.0 und Social Media zeitigen nicht nur einschneidende Veränderungen des Marktes, sondern auch eine Entwicklung von einer materialbezogenen zu einer kommunikationsbezogenen Definition von Musik (bzw. zur Musik als Darstellungsmedium). Ob postmoderne Fusion von Genres oder die Vernetzung unterschiedlichster Ästhetiken und Publikumsgruppierungen, im Mittelpunkt stehen mehr denn je das Hören, Austausch und Interaktion, und damit auch erneut die Materialfrage.

Mit Mathias Spahlinger, Johannes Kreidler, Martha Brech, Rosa Reitsamer, Sylvia Wendrock, Lothar Knessl und Marko Ciciliani

14.30 -16.30 Uhr Die „ausfransenden“ Ränder.

Elektronik, Techno, DJing, Avantgardepop, (Free-)Jazz, Improvisation, sowie die neuen Kategorien zwischen den Künsten (Film, Theater, Aktionismus, Performance, Klangkunst, Audio Art, Radiokunst, Klang-Installationen etc.) relativieren die traditionelle Musiktheorie, -philosophie und -praxis. Inwieweit sind im Licht dieser Entwicklungen Aspekte der Avantgarde und Postmoderne noch relevant? Die Akzeptanz von Neuem geschieht längst im Kontext neuer Kategorien.

Im Bereich Wissenschaft und Forschung zeitigen Themen wie künstlerische Forschung und „Bologna“ wesentliche Veränderungen, aber auch andere Institutionen und Projekte, Szenen (und die entsprechenden Orte) verändern sich im Spannungsfeld zwischen öffentlicher und privater Förderung sowie neuen Bedürfnissen radikal.

Mit Alfred Smudits, David Toop, Stephan Wunderlich und Thomas Schäfer, Moderation Doris Weberberger

Mittwoch, 24. Oktober 2012
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Franz Liszt-Saal
Lothringerstraße 18, 1030 Wien

10.00 -13.00 Uhr / 14.30 Uhr-16.30 Uhr Pädagogische Projekte – Mission oder Alibi?

Vermittlungsprojekte gehören heute zum Standard vieler Musik-Institutionen. (Klangforum Wien, oenm Salzburg, Ferienkurse Darmstadt, Yellow Lounge etc.) Inwieweit sind sie Alibiaktivitäten oder falsch verstandene Missionierungsversuche?

Mit Anna Schauberger, Ludger Hofmann-Engl, Hans Schneider, Emilija Jovanovic und Thorsten Wagner, Moderation Wolfgang Seierl

Donnerstag 25. Oktober 2012
Palais Kabelwerk / ARTspace
Oswaldgasse 35A, 1120 Wien

14.00 -16.00 Uhr Öffentliche/private Diskursformen.

Das traditionelle Verhältnis von Öffentlichem und Privatem hat sich in den letzten Jahren stark verschoben. Wie hat sich die Öffentlichkeit verändert? Welche Bedeutung haben Zwischenbereiche wie Label- und Verlagswerbung, das Feuilleton, das Pausengespräch oder das Gespräch im Plattengeschäft, Blogs usw.? Bildungsfragen bezüglich Zugangcodes, der Qualität der Medien, der Werbung, und schrumpfendem politischem Bewusstsein sind aktueller denn je.

Mit Dörte Schmidt, Eleonore Büning, Jörg Mainka, Barbara Lüneburg, Anna Schauberger,
Moderation Reinhard Kapp

16.30 -18.30 Uhr Gibt es einen Underground?

Labels wie Kairos und Editions Mego, Zeitschriften wie SKUG und The Wire, diverse Internetplattformen und Improvisations- und Experimentalensembles etc. praktizieren noch dieses „beherzte Vorstoßen“ (Lachenmann). Hat aber Gegenkultur heute noch Öffentlichkeit, und wenn ja, welche? Weichen Avantgarde und Postmoderne einem Kunstbegriff, der einerseits ohne Rebellion und Einspruch, andererseits ohne diskursive Reflexion auskommt? Wie haben sich Werte und Ideologien verändert?

Mit Curt Cuisine, Stephan Wunderlich, Renald Deppe, Barbara Lüneburg, Bill Drummond und Uschi Katzer, Moderation Susanna Niedermayr

Freitag, 26. Oktober 2012
Palais Kabelwerk / ARTspace
Oswaldgasse 35A, 1120 Wien

10.00 -13.00 Uhr Ist Neue Musik erfolglos/erfolgreich und in welchem Kontext?

Sind überkommene Muster und Rollenbilder heute noch wirksam? Wie kann Sinnstiftung gelingen (z. B. über Festivals wie Wien Modern)? Ist der mancherorts diagnostizierte Stillstand in den letzten 10 Jahren ein Symptom der Rückgewandtheit von VeranstalterInnen, von Arrivierten, von retrospektivem Denken? Was verdienen KomponistInnen, gibt es neue Geschäftsmodelle für Labels und Verlage, MusikerInnen und VeranstalterInnen zur Verbreitung Neuer Musik? Die neuen Wertschöpfungsketten sind eine Herausforderung nicht nur für die Musikwirtschaft, sondern für alle am Musikleben Beteiligten. Haben Minimalismus (Reich), Meditative Musik (Pärt), Religiöse Musik (Gubaidulina, Penderecki), Experimentelle Musik etc. noch „ihr“ Publikum? Gibt es Publikumsstromanalysen für den „Neue Musik“-Markt?

Die Musikrezeption außerhalb des traditionellen Konzertbetriebs?
Schon seit der Entwicklung von Radio und Fernsehen verlässt die Musikrezeption die traditionellen Räume und geschieht mehr denn je privat. Neben Austausch etwa im Unterricht und über privaten Austausch von im Handel Erworbenem, passiert Austausch heute vor allem im Internet (downloads/youtube/facebook/twitter/soundcloud). Wie hat sich die Öffentlichkeit dadurch verändert. Gibt es Statistiken über die Verbreitung jeweils der neuen Musik der verschiedenen Genres?

Mit Marie-Luise Maintz, Johannes Kreidler, Peter Tschmuck, Thomas Zierhofer-Kin, Markus Hinterhäuser, Lothar Knessl, Renald Deppe, Moderation Šimon Voseček

Veranstalter: mica – music austria in Kooperation mit WIEN MODERN und der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.