“Sie befinden sich in einer Sprachbox!”

So., 4.7., 23h03, Ö1 Labor

nach einer Installation von Lale Rodgarkia-Dara und Peter A. Krobath
Sprecherin: Ruth Ranacher

Handelt es sich hier um ein international koordiniertes Erhaltungsprogramm für gefährdete und vom Löschen bedrohte Sprachbox-Nachrichten?
Oder ist es eine Erkundung der Sprachbox – zwischen Aufmerksamkeit und Einstellungspräferenz?

Sitzen Sie bequem in ihrer Box?

Der Stand der Technik als Imperativ. Forderte das Telefon früher die Anwesenheit an einem bestimmten Ort, im Büro oder zu Hause oder beim Nachbarn, so erwartet die Mobiltelefongesellschaft von ihren Mitgliedern nun die ständige sofortige Verfügbarkeit welt-allumfassend.

Wer ruft mich an?

Der Druck ist durch das Mobiltelefon gewachsen, wird aber durch andere technische Neuerungen relativiert. Eine kam schon zu Festnetzzeiten auf: Das Display, welches Nummer und oder Name der Anrufer verrät. Stand früher ständig der Gedanke im Raum, “es könnte ja etwas Wichtiges sein!”, der durch jedes Klingeln ein weiteres Rufzeichen hinzugefügt bekam, sieht man heute sofort: Es ist der Onkel und es ist nur das endlose Wortkarussell eines Alkoholikers zu erwarten. Und auch der Anrufbeantworter, auf dem man schließlich sicherheitshalber nachhören kann, ob eventuell nicht doch ein wichtiges Problem vorliegt, erleichtert das Kommunikationsleben schon in der Ära vor dem Mobiltelefon.

Warten…

Das Schlimmste an den alten Telefonzeiten war das Warten. Das Warten auf einen wichtigen Anruf. Auf die berufliche Zusage. Auf die Verabredung mit der Liebsten, dem Liebsten, den oder die man selbst nicht erreichen kann. Da musste man in der Nähe des Telefons bleiben. Auch bei schönstem Badewetter. Tagelang. Und dann klingelte es und man saß ausgerechnet am Klo. Verpasst! Verpasst? Nicht einmal jetzt hatte das Warten ein Ende, denn woher sollte man wissen, welchen Anruf man da gerade versäumt hatte.

“Also ich rufe immer zurück”,

meint etwa Sabine Knierbein, Leiterin des interdisziplinären Zentrums für “Stadtkultur und öffentlicher Raum” an der TU-Wien angesprochen auf ihr persönliches Handyverhalten. Die Wissenschaftlerin beschäftigt sich schon seit längerem mit Aufmerksamkeitsökonomie und öffentlichen Räumen. “Jede Technik braucht eine soziale Handlung um sie zu bedienen”, so Knierbein. “Oftmals rufen die Leute nicht mehr an, sondern schreiben SMS im Sinne von Aufmerksamkeit.”

Unverbindlicher….

Im Rahmen der Einführung des Mobiltelephons seien wir unverbindlicher geworden in unserer Kommunikation, meint sie lapidar. Ist die ständige Erreichbarkeit möglich, gibt es kein Nicht-Erreichen, nur noch die Ablehnung. Und so fragt sich die AnruferIn zuletzt: Warum will er nicht mit mir sprechen? Gehe ich ihm auf die Nerven? Was macht sie gerade, dass sie nicht abhebt? Kaum jemand hebt heute noch ab.

In der Sprachbox

Die nette Stimme am Handtelefon hat bei Ihnen vielleicht schon die eine oder andere räumliche Phantasie ausgelöst. Doch wie fühlt es sich an, wenn Sie wirklich einmal eine Sprachbox betreten? Welche Stimmen und Botschaften erwarten Sie dort?

Zögern Sie nicht! Treten Sie ein in das Universum der Ungewollten, jener, die immer zum falschen Zeitpunkt anrufen, die wir nicht hören wollen, die wir, weil der Verkehr zu laut ist, einfach nicht hören.

Als Soundinstallation beim Donaufestival

Die Sprachbox wurde als begehbare Soundinstallation beim Donaufestival 2010 präsentiert.

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