Praktikum – und dann?

Die Arbeit an der Blacklist Chuzpe-Ausschreibungen, auf der demnächst wieder neue Beispiele aufscheinen, hat zum heißen Thema Praktikum geführt.

Die Ausbeutung Studierender und junger Akademikerinnen und Akademiker ist empörend! Während mächtige Interessenvertretungen von PensionistInnen und Beamten trotz der angespannten Budgetlage beträchtliche Zubesserungen für ihre Klientel erreichen, sieht die Politik weg, wenn klare Umgehungsverträge gewohnheitsmäßig als Praktika deklariert werden und teuer ausgebildete Menschen um ein Taschengeld arbeiten (müssen).

Ein Praktikum oder Volontariat ist ein Ausbildungsverhältnis. Im Vordergrund stehen die Erweiterung und Anwendung von gelernten Kenntnissen in der Praxis sowie der Erwerb von Fertigkeiten, nicht jedoch die Erbringung von Arbeitsleistungen. Andernfalls handelt es sich um ein Arbeitsverhältnis, auch wenn dieses als Praktikum oder Volontariat deklariert ist und es kommen alle kollektivvertraglichen und arbeitsrechtlichen Bestimmungen zur Anwendung. Siehe unter Rechtliche Situation von Praktikantinnen / Praktikanten in Österreich

Die Praxis sieht leider anders aus. Alle paar Jahre kommt zwar eine Pressemeldung – z.B. von der ÖH ein Nein zur Ausbeutung von PraktikantInnen am Internationalen Praktikantentag oder im Vorjahr von den Grünen aus Anlass des Castings für Prölls “Superpraktikantin”: Grüne fordern Gesetz gegen Praktikanten-Ausbeutung. Auch die Sozialistische Jugend und die Junge ÖVP haben sich im Vorjahr mit einer Aussendung Faire Löhne für Praktikanten zu Wort gemeldet. An der Situation hat sich jedoch nichts geändert. Ja sie wird im Gegenteil immer schlimmer.

Das Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend kann nur in Einzelfällen unverbindliche Rechtsauskunft geben. Die AK Burgenland hat einige Tipps für PraktikantInnen auf ihrer Website

Die Plattform Generation Praktikum wurde 2006 von Anna Schopf initiiert. Mittlerweile besteht die Plattform aus fünf Mitgliedern. Die Aktivitäten der Plattform umfassen die Erforschung des Phänomens, die Vernetzung von PraktikantInnen, Durchführung von Vernetzungsgesprächen und Veranstaltungen. Mehr zur Plattform Generation Praktikum

Die Plattform Generation Praktikum veröffentlicht auf ihrer Website auch Erfahrungsberichte Allerdings sind das sehr wenige im Verhältnis zu Deutschland.

Die IG Kultur und die IG Freie Theaterarbeit haben Richtlinien herausgegeben zur Orientierung, wie spezielle Tätigkeiten im Kunst- und Kulturbereich entlohnt werden sollten. Zu diesen Auflistungen

Die Recherchen von eop haben gezeigt, dass sich im Westen mehr Initiative findet als in Österreich: es gibt mehrere Plattformen mit massenhaft Erfahrungsberichten und Bewertungen, davon nur eine von der Jugendorganisation des Deutschen Gewerkschaftsbunds, der allerdings auch wesentlich aktiver zu sein scheint als der Österreichische. Hier geht es zu den Informationsplattformen in Deutschland

Und es findet sich auch mehr Mut: In Deutschland beginnen junge Menschen, deren reguläre Arbeit fälschlich als Praktikum deklariert und bei weitem unterbezahlt wird, vor Gericht zu gehen. Und sie bekommen Recht. Hier geht es zu einigen Präzendenzfällen