ALLE MEINE VOEGEL sind schon da

Ausstellungseröffnung
Freitag, 13. Juni 2014, 19 – 23h

Gumpendorfer-U-Bahnbogen, 6 – 7
1060 Wien

Arbeiten von
Christine Baumann / Christiane Spatt / Johanna Tatzgern _ Alexander Hengl _ Wiebke Kapitzky _ Sophia Mairer _ Stefanie Agnes De Vos _ Roswitha Weingrill _ Elisabeth Wedenig _ Judith Baum

Konzert: theclosing

“Wie der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien, einen Tornado in Texas auslösen kann.”

Dieses Phänomen wird als Schmetterlingseffekt bezeichnet und meint die erstaunliche Sensitivität mancher komplexer nichtlinearen Systeme bezüglich kleiner Abweichungen in ihren Anfangsbedingungen. Schon geringfügig veränderte Details in der ursprünglichen Entstehungshistorie können zu einer völlig anderen Entwicklung führen. Diese Theorie des Meteorologen Edward N. Lorenz stellt nicht nur für die von ihm analysierten Wettererscheinungen einen spannenden Ansatz dar. Sie gilt für verschiedenste Systeme, zum Beispiel für soziologische. So beschriebt der Film “Lola rennt” Handlungsalternativen einer Beziehungsgeschichte in Bezug auf kleine zufällige Änderungen in der Anfangsphase der konfliktträchtigen Verbindung der beiden Protagonisten. Unscheinbare Details können selbst so komplexe Systeme wie den Lauf der Geschichte ändern: Das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajewo 1914 war deshalb erfolgreich, weil der Chauffeur falsch abbog und deshalb in die Schusslinie des Mörders geriet. Der Chaostheorie entsprechend gilt der Schmetterlingseffekt für fast alle Regelkreise, die ineinandergreifen und so ein größeres Ganzes determinieren.

flat1 wird in seinem Jahresprogramm den Gedanken noch weiter ausdehnen und unterschiedliche Systeme der Ordnung der menschlichen Gesellschaft in den Fokus rücken. Ordnungssysteme sind höchst komplexe Regelkreise, die einander bedingen und beeinflussen und deren Funktionieren als eine Grundvoraussetzung moderner Gesellschaften gilt. Es gibt sie an ganz unterschiedlichen Stellen. Doch – so zeigt die Erfahrung – diese Ordnungssysteme sind alles andere als stabil. Das Phänomen Schmetterlingseffekt ist nur eine Erklärung dafür, wie auch scheinbar stabile Ordnungen ins Ungleichgewicht geraten können und somit das Funktionieren der Gesellschaft. flat1 wird also der künstlerischen Frage nachgehen, wie stabil diese Systeme der Ordnung sind, welche Kriterien sie außer dem Schmetterlingseffekt noch irritieren können, aber auch wie sich innere (dem Menschen innewohnende Systeme) und sogenannte äußere Systeme zueinander verhalten. flat1 untersucht, was passiert, wenn unterschiedliche Ordnungssysteme aneinandergeraten, sich die Hierarchien – die es vielleicht ohnehin nicht gibt – vermischen, oder wenn Ordnungssysteme nicht mehr flexibel auf Veränderungen reagieren und durch ihre Starrheit erst recht jene Veränderung provozieren, zu deren Verhinderung sie eigentlich geschaffen wurden.

Aktueller Themenschwerpunkt:

Psychische Ordnungssysteme.
Jedes Lebewesen scheint ein immanentes Ordnungssystem zu haben, das die Art und Weise determiniert, wie es sich in der Welt orientiert. Den Mensch als rationales und emotionales Wesen betrifft dies etwa mit der Methode, wie er sich im Laufe seines Lebens mit den fundamentalen Fragen beschäftigen, über Trauer und Verlust bis hin zur Sinnfrage. Welche Kleinigkeiten reichen aus, um den Mensch aus der Bahn zu werfen, wo ankert er sicher, wie sind diese Ordnungssysteme konnotiert….

Dauer der Ausstellung bis 17. Juni 2014
Öffnungszeiten:
Sa + So von 15 – 18h und Di von 17 – 19h