Ilse Chlan, Versuchsanordnung

Versuchsanordnung

Ilse Chlan

Der Betrachter/ die Betrachterin ist mit eingeplant. Indem er/sie sich vor das Bild stellt, wird er/sie mit der Überwachungskamera von hinten aufgenommen und er/sie kann sich gleichzeitig auf dem Monitor vor dem Bild stehend, das Bild betrachtend, sehen.

Reflexion über die Bedeutung und den Stellenwert der Malerei innerhalb der heutigen Medien.

Auch über die Arbeit der Künstlerin/des Künstlers: Der Künstler ist heute immer weniger Produzent, sondern immer öfter ein Betrachter, Benutzer, jemand der Bilder aus der ungeheuren Bildermaschine der Informationsmedien „auswählt“, bewertet und benutzt.

Er kann und will nicht in Konkurrenz mit der Bildermaschine der Medien treten. Damit ist er ein Beobachter, Zuseher, wie wir alle.

Was kann die Malerei in der Landschaft der Bilderzeugungsgiganten?

Der Zeitaspekt: Die Informationsmedien machen es heute möglich, dass wir alle live bei Kriegen und Katastrophen mit dabei sind. Sind wir nicht selber die Betroffenen, können wir uns das Geschehen aus relativ sicherer Distanz anschauen, in „Echtzeit“ miterleben…

(Im Gegensatz zu früheren Zeiten, als Kriege, Schlachten, Herrscher, Lebensstile etc. von Malern dokumentiert werden mussten, um von einer breiteren Öffentlichkeit gesehen zu werden)

Die Malerei ist ein langsames Medium. In dem gemalten Bild schlägt sich die Zeit des Malprozesses, der verschiedenen Schichten…der Prozess des Trocknens…nieder. Es ist ein Ausschnitt aus der Zeit/Lebenszeit des Künstlers, der Künstlerin.

Die Malerei enthält eine Botschaft aus einer (aus heutiger Sicht konstruierten) Vorstellung von einer „nicht entfremdeten Arbeit“. Sie kommt damit der Sehnsucht nach der Aufhebung der Zeit, einer Atempause, nach. (Eine Sehnsucht, die die Kunst nicht erfüllt, die den Künstlern immer schon verdächtig war, aber dennoch eine heimliche Mitspielerin bei der Entstehung und bei der Betrachtung von Kunstwerken war und ist.)