Konzept

α

“Ausgehend von Wien und Graz wird im Februar 2005 eine Lesungsreihe philosophischer Texte beginnen, die auch in anderen europäischen Städten stattfinden soll. Das Anliegen ist, durch Auswahl geeigneter Texte Tore zu öffnen in Gedankenländer, die uns so fremd nicht sein müssen, einen Raum für Vermittlung zu schaffen, einen Denk-Ort, an dem sich konzentriertes Zuhören entfalten kann.”

β

“Wer Ohren hat, der höre – moralisch, aber wahr. Was passiert eigentlich mit dem Klang, dem Wort, den Gedanken, die ins Ohr eintreten? Was verstehe ich dann, wie verstehe ich dann? Im Gegensatz zur Lektüre.”

γ

“Vor philosophischen Texten schrecken wir im allgemeinen zurück, zu kompliziert, zu viel Denken… Dieser Schrecken ist zum Teil berechtigt. Die Philosophie führt in der heutigen Gesellschaft ein Nischendasein, insofern sie sich am Rande der Verständlichkeit bewegt und zu einer immer kleiner werdenden Elite spricht. Jedoch Gedankenfolgen sind Himmelsleitern, können es sein. Und immer war es Anliegen der Philosophen, die Tiefe der Welt zu ergründen und damit, in Anbetracht der unbezwingbaren Sehnsucht nach Erkenntnis, das Sein des Menschen. Der Geist ist da, träumend im Menschen.”

δ

“Philosophie ist hörbar. Philosophie wird hörbar. Philosophie ist die Musik der Ideen. Gedanken zu lauschen ist der erste Schritt, um Gedanken zu verstehen – und überhaupt: was heißt schon verstehen? Das Verstehen ist der mitunter unglückselige Drang, etwas wissen zu wollen, wobei es einem ergehen kann wie Georg Christoph Lichtenberg: “es vernünftelte mich ganz aus meiner Vernunft heraus.” Füglich jedoch werden die Worte im Zwischenton der Weisheit, als gesagtes Lied… Im Anfang war das Wort und die Welt ist Klang. Auch Gedanken sind Töne, die wir nicht festhalten können.”

ε

“Die neue Kunst wird gepflanzt. Es geht nicht ohne das Wort: neu. Es ruft zur Frische auf, zum Morgenbad für den ein oder anderen (veralteten, verhärmten) Gedanken von vorgestern oder gerade eben. Neu ist immer nur die Gegenwart – die Vergangenheit und die Zukunft bleiben, was sie waren und sind: bekannt wie unbekannt.”

ζ

“Der augenblickliche Stand des Irrtums wird reflektiert im Rahmen einer Philosophischen Performance im Permanenten Provisorium. Die Texte der Philosophen werden zu Gehör gebracht – die Ohren werden mehr hören, als das Auge zu sehen bekommen wird. Die Stimme des Sprechers kreiert den Raum, den Denk-Ort. Das werte Publikum co-komponiert den Vortrag durch seine Anwesenheit.”

Alexander Tschernek
Wien, Herbst 2004